Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg Nazan Simsek über Humor in der Erziehung.
Lachen fördert die Gesundheit, stärkt das Immunsystem und hilft Stress abzubauen. Lachen löst
Glückshormone aus, wir fühlen uns leicht und unbeschwert. Lange Zeit war Humor in der Erziehung verpönt. Erziehung war mit Strenge gekoppelt, mit Disziplin, Gehorsam und Grenzsetzung und zum anderen galt die Auffassung, dass Humor dazu führen könnte, Kinder zu verunsichern, vielleicht sogar zu ermuntern, etwas „falsch“ zu machen. Dabei sind Fehler Ausdruck dessen, dass etwas „fehlt“, etwas nicht erlernt wurde. Kinder dürfen Fehler machen, weil sie sich noch in der Entwicklung befinden. Erfahrungen helfen, Zusammenhänge zu erkennen und zu erlernen. Werden Kinder Aufgaben auf eine heitere Art und Weise übertragen,
sind sie oftmals bereitwilliger, diese zu erledigen. Entgegen der früheren Auffassung führt dieser
Umgang zu keinem Autoritätsverlust. Kinder entwickeln eine stärkere emotionale Bindung und
eine stärkere Sympathie für die Eltern.
Das Besondere an den Kindern ist, dass sie schon von Beginn an mit ganz viel Heiterkeit ausgestattet sind. Kinder sind bereits im Kleinkindalter im Stande zu unterscheiden, ob ihre Erwachsenen es ernst mit ihnen meinen oder ob sie nur Spaß machen. Ab dem vierten Lebensjahr toben Kinder besonders gern: sie schneiden Grimassen, verkleiden sich, gehen in Rollenspielen auf, sie belustigt Wörter. Humor ist für die Erziehung bereichernd. Humor stärkt das Kind im Selbstbewusstsein. Es hilft dem Kind, schwierigen Zusammenhängen mit Leichtigkeit zu begegnen und sie zu verstehen. Humor hilft auch Kindern, Stress abzubauen. Heiterkeit intensiviert Kontakte und Beziehungen, ja gibt Geborgenheit und Vertrautheit und fördert die Kreativität der Kinder. Auch wird die Sprachentwicklung dadurch unterstützt.
Kinder zeigen uns, dass nicht alles immer so ernst genommen werden muss und man dem Leben, seinen Aufgaben und Verunsicherungen auch mit Lächeln begegnen kann. Jedes Kind ist eine Persönlichkeit, etwas Besonderes. Der Maßstab des Humors ist daher der Entwicklungstand des Kindes. Humor ist nur dann förderlich, wenn das Kind versteht, dass das nun Humor sein soll. Dabei ist es wichtig, dass man das Kind im Fokus hat, mit dem Kind lacht und dem Kind nicht vermittelt, man lache es aus. Humor bedarf daher einer gemeinsamen Basis, dem Verständnis und Selbstbewusstsein des Kindes, das Gesagte nicht persönlich zu nehmen.
Kinder sind für Heiterkeit empfänglich. Sie begegnen dem Leben unbeschwert und sind lernwillig. Kinder brauchen Humor, um negative Erfahrungen, emotionale Belastungen verarbeiten zu können, diese in positiv Erlebtes umwandeln zu können. Humor hilft uns Erwachsenen, in die Gefühlswelt und Gedankenwelt der Kinder einzutauchen, sie besser zu verstehen, mit ihnen zu lachen und auch uns wieder selbst zu öffnen, unser inneres Kind wieder aufleben zu lassen.
Die Anforderungen an Kinder, insbesondere auch der Leistungsdruck – die Erwartungshaltungen, das Kind müsse bereits im kleinen Alter dies oder jenes können – führt oftmals zu einem recht vollen Terminkalender. Kinder sollten in erster Linie Kind sein dürfen, Spaß haben. Der Ernst des Lebens, insbesondere die Aufgaben des Lebens, kommen dann doch schon von alleine. Die Heiterkeit der Kinder ist eine Gabe. Humorvolle Erziehung schließt Grenzsetzungen und Regeln nicht aus. Helfen wir unseren Kindern, den Humor zu bewahren, fällt es ihnen später als Erwachsene leichter, Stress und Herausforderungen zu bewältigen.
www.kinderschutzbund-augsburg.de
Bild: AdobeStock Rais Kanareva