Wie wir mit unseren Kindern sprechen ist entscheidend! liesLotte im Gespräch mit Autorin und Dozentin Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf
In der Art und Weise, wie wir sprechen, liegt ein großer Schlüssel: Es gibt eine Sprache und Ausdrucksweise, die aufbaut, und eine, die Kraft raubt und herunterzieht. Nicht nur wir machen etwas mit unserer Sprache. Unsere Sprache macht auch etwas mit uns. In ihr ruht eine ordnende Kraft, die nur darauf wartet, dass wir sie achtsam einsetzen.
Die Wortwahl und der individuelle Satzbau spielen eine große Rolle. In ihr spiegeln sich das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen. Gezielte Änderungen der gewohnten Ausdrucksweise haben eine sofort spürbare Auswirkung und eröffnen neue Handlungsspielräume. Mit diesem Blick erscheinen zahlreiche, alltäglich gebrauchte Redewendungen in einem neuen Licht. „Ich kümmere mich um die Kinder.“ Ganz anders klingt der Satz ohne Kümmern: „Ich bin für die Kinder da.“ Mit dem gewandelten „kümmern“ weichen Kummer und Schwere. Dies wirkt sich sowohl auf den Sprecher als auch auf den Angesprochenen, die Kinder, aus.
Kontaktaufnehmen mit den 3 A:
Ansprechen, Anschauen und ein Atemzug
Kleine Kinder wissen, wie sie mit einem Gesprächspartner Kontakt aufnehmen. Sie sprechen ihn an, nehmen Blickkontakt auf und warten auf eine Reaktion. Erst nach dem Signal der Kontaktbereitschaft fangen sie an zu sprechen. Jeder kennt das: „Mama! …..“ Erwachsene dagegen reden gleich los und stellen nicht sicher, dass sie ihren Gesprächspartner auch erreichen. Bitte sprechen Sie Ihr Kind mit seinem Namen an, und lassen Sie es bitte immer spüren, dass Sie es mögen. Nehmen Sie Blickkontakt auf und machen eine kurze Pause. Vor allem wenn Sie sich ärgern, atmen Sie bitte erst einmal durch. Und danach sagen Sie, was Sie ihm sagen wollen. Eine klare innere Ausrichtung schaffen durch klare Aussagen
Angenommen, Sie machen gemeinsam mit Ihren Kindern einen Obstsalat. Wie lauten Ihre Arbeitsanweisungen?
Wir haben im Deutschen drei Arten von Satztypen: den Aussagesatz, den Fragesatz und den Aufforderungssatz. Sie unterscheiden sich durch den Satzbau und durch die Satzmelodie. Es ist von großer Bedeutung, in den Aussagen klar zu werden. Warum? Die klaren Botschaften werden es den Kindern leicht machen, daheim und in der Schule gut mitzumachen!
Und noch wesentlich bedeutsamer als der Aspekt der Kommunikation ist die Wirkung von klaren Aussagen auf uns selbst. Es geht darum, ob ein Mensch weiß, was er will! Was kann ich denn im Leben erreichen, wenn ich nicht weiß, ob ich eine Frage stellen oder eine Aufforderung erteilen will! Das Klären der Satztypen hat eine starke Wirkung auf die Entfaltung der Persönlichkeit. Und ich erinnere Sie nochmals an Ihre Vorbildfunktion: Die Kinder werden Ihre Satzmuster und damit Ihre Handlungsmuster übernehmen. Darin liegt eine große Chance und eine große Verantwortung. So bitte ich Sie, mit Geduld und Humor auf Ihren eigenen Satzbau zu achten.
„man“ und „ich“
Es ist allgemein bekannt, dass „man“ schwammig ist. Dennoch sagen viele Menschen auch mit diesem Kenntnisstand „man“. Sobald sie erkennen, dass sie mit „man“ ihre eigene Kompetenz in Frage stellen, werden sie das häufig gebrauchte „man“ bereitwillig hinter sich lassen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie und Ihre Kinder die wohltuende, ordnende Kraft der Sprache für sich entdecken. Sie werden wirksamer Handeln und unerwartet positive Rückmeldung und Anerkennung bekommen. Ihr Leben mag leichter, schöner und kreativer werden. Erlauben Sie sich einen Wort-Schatz!
Info: Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf
LINGVA ETERNA® – Institut für bewusste Sprache Anderlohrstr. 42a, 91054 Erlangen
Tel. 09131 / 571 61, www.lingva-eterna.de