Geburtsvorbereitung für werdende Väter? Eine gute Idee …

Ein Mann und seine schwangere Frau sitzen auf dem Boden.
HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 16. November 2020). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Gedacht in althergebrachten Stereotypen, sind es häufig immer noch die Männer, die vor allem für stabile finanzielle Bedingungen sorgen sollen oder wollen, sobald sich ein Baby auf den Weg macht. Die Vorbereitung für die Geburt hingegen sollte man dann doch eher den Frauen überlassen: „Die kennen sich doch eh besser aus, da kann ich eh nichts tun“, hört man so manchen werdenden Vater sagen.

Bei der Geburt schließlich sind dann doch viele Männer mit dabei: Weil die Partnerin es so möchte oder aber eben der Mann sich bewusst dafür entschieden hat. Die Zeit bis zur Geburt ist vorher wie im Flug vergangen, die werdende Mutter fühlt sich gut für das anstehende Ereignis vorbereitet und kennt ihre Rolle im Kreißsaal: der werdende Vater auch?

Für die Frauen ist es häufig sehr beruhigend zu wissen: Mein Partner ist mit dabei! Gut vorbereit zu sein ist dabei für ihn gar nicht so leicht. Man kann vorab natürlich viel dazu lesen, Beratungsliteratur gibt es reichlich. Auch Gespräche vorab mit der Partnerin über die Geburtssituation sind hilfreich. Mehr Vorstellungsvermögen bringt wohl aber nur die Teilnahme an einem Geburtsvorbereitungskurs. Viele werdende Mütter tun dies ohnehin: in mehrmaligen Sitzungen zusammen mit einer Hebamme und anderen TeilnehmerInnen wird versucht, alle Fragen rund um die Geburt zu beantworten. Dies kann ein sicheres Gefühl geben. Und die werdenden Väter? In den meisten dieser Kurse werden Termine angeboten, bei denen sie auch dabei sein können.

„Das ist doch unmännlich, da kommen sicher eh keine anderen Männer in diese Hechelkurse!“ Aussagen in der Art gibt es unter werdenden Vätern schon häufiger. Was steckt dahinter? Viele Männer sind unsicher, skeptisch oder aufgeregt. Der Gedanke, bei diesen Treffen vermeintlich eine untergeordnete Rolle zu spielen, beschäftigt sie: Die werdende Mutter steht im Mittelpunkt, nicht sie selbst. Darüber hinaus bekommen sie es mit einem Themenbereich zu tun, in dem sie sich vielleicht wenig auskennen: einem „Frauenthema“.

Fragt man Väter, die an Geburtsvorbereitungskursen teilgenommen haben, ob diese Kurse hilfreich waren, sind die Rückmeldungen eher positiv: „Es waren mehr Männer als erwartet da. Bei einer Geburt gibt es ganz schön viel zu beachten – ich als Partner kann tatsächlich sehr viel tun und bin sehr wichtig. Eigentlich war es ganz nett und wir hatten viel Spaß an diesen Abenden; es sind sogar neue Freundschaften entstanden.“

Werdende Mütter und Väter nehmen die Zeit, in der sich ein Kind auf den Weg macht, häufig sehr unterschiedlich war: Während die Frauen schon früh in der Schwangerschaft eine emotionale Bindung zum Baby aufbauen, nehmen die Männer eine enge Bindung zu ihrem zukünftigen Nachwuchs bewusst erst bei der Geburt oder danach wahr. Dieser kleine Vorsprung der Frauen kann mit gezielter Auseinandersetzung mit den Themen Geburt und Vaterwerden vorab ein wenig ausgeglichen werden. Ob ein Geburtsvorbereitungskurs dafür das richtige Mittel ist, muss jeder Mann für sich entscheiden. Er scheint jedenfalls eine gute und häufig auch humorvolle Möglichkeit der Vorbereitung zu sein. Und das Beste daran: Man kann ihn gemeinsam mit der Partnerin als Vorbereitung machen! Männlich ist diese Art der frühen Verantwortungsübernahme für das gemeinsame Kind in jedem Fall.

Übrigens: Auch Geburtsvorbereitungskurse speziell nur für werdende Väter sind aktuell im Kommen. In diesen wird gezielt auf die Bedürfnisse und Fragen der Männer in Vorbereitung auf die Geburt und das Vaterwerden eingegangen.

INFO:
Martin Köbach arbeitet in der Schwangerenberatung bei pro familia Augsburg e.V. und berät
auch speziell Männer und werdende Väter zu Themen rund um die Schwangerschaft und
bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

Website der pro familia Augsburg e.V.

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