Rhythmische Sportgymnastik mit dem TSV Firnhaberau.
Und dann kam Corona … Nicht nur Schulen, Kitas, Unternehmen, private Urlaubspläne oder das Treffen von FreundInnen wurden auf Eis gelegt, auch Vereine mussten ihre sportlichen Aktivitäten einstellen. Nun dürfen sich endlich kleine SportlerInnen wieder zu einem – zugegebenermaßen etwas anderen – Training auch in der Halle treffen. Die Tänzerinnen der Abteilung RSG, Tanz & Ballett des TSV Firnhaberau freuen sich trotzdem, sich nach fast einem halben Jahr Zwangspause wiederzusehen.
Von Angelina Blon.
Alle Türen und Fenster der Schulturnhalle sind weit geöffnet. Den rosa Pfeilen auf dem Boden folgend finde ich, Mund-Nasen-Schutz tragend, den richtigen Weg in die Halle. Meine Schuhe stelle ich noch im Treppenhaus neben die kleinen Paare der Mädchen, die bereits mit dicken, sichtlich schweren Rollen plüschigen Teppichs hantieren. Es ist gar nicht so einfach, die Hygieneregeln zu befolgen.
Die Umkleidekabinen sind geschlossen, dafür gibt es in der Halle an der Wand ringsum gelbe Markierungen in einem Abstand von knapp zwei Metern, wo Taschen und Klamotten abgelegt werden können. Bewegt man sich in oder aus der Turnhalle braucht man einen Mundschutz, für den Sport selbst nicht. Und natürlich müssen die kleinen Sportlerinnen und ihre Trainerinnen Mindestabstand einhalten. Und doch freuen sich die Mädchen, sich endlich wieder live sehen zu können, endlich wieder ihr geliebtes Training aufnehmen zu dürfen – auch wenn es anstelle mehrerer Stunden pro Woche gerade nur eine einzige Stunde ist. Alle helfen zusammen, möglichst schnell den Teppich abzurollen, auf dem sie später ihre Kürübungen machen werden. Schließlich soll die ungewohnt kurze Zeit, die sie derzeit fürs Training haben, genutzt werden.
Selina (18), Sabrin (18) und Ornella (15) beginnen die Stunde mit einem Ballspiel, bei dem die Mädchen ihre Mitspielerinnen abwerfen – Abstand muss sein! Carmen Oharek, Jugendleiterin und Trainerin der Rhythmischen-Sportgymnastik(RSG)-Gruppe, überlässt das Aufwärmen ihren drei Co-Trainerinnen, die sie im Training unterstützen. Die Zeit nutzt sie, um sich mit mir zu unterhalten: „Wir haben drei verschiedene Ausrichtungen: RSG, Tanz und Akrobatik. Hier sind heute die RSG-Mädchen im Alter von etwa acht bis elf Jahren, die eine eigene Übung auf eigene Musik tanzen. In unseren Tanzgruppen geht es von Dreijährigen bis hin zu Erwachsenen, vom Breitensport über Wettbewerbs- und Wettkampfgruppen bis hin zu den Showgruppen. Ziel sind hier gemeinsame Auftritte der gesamten Gruppe. Und dann gibt es die Akrobatikgruppen, die derzeit leider nicht trainieren dürfen – bei Hebefiguren funktioniert das mit dem Abstand eher nicht.“
Inzwischen haben die Mädchen das Aufwärmen mit Dehnen, Gymnastik, Spagat und verschiedenen Sprüngen beendet. In kleinen Gruppen beginnen sie, an ihren Küren zu arbeiten. Maria-Magdalena (11) übt gemeinsam mit Sabrin an ihrer neuen Kür: „Wir haben immer zwei Handgeräte. Ein altes kommt immer weg und dafür ein neues dazu. Das ist in diesem Jahr der Ball.“ Diesen versucht sie auch gerade für eine Übung zwischen Fuß und Schienbein einzuklemmen.
Auch die drei Jüngsten üben mit dem Ball: „Den Ball rechts an der Seite einwärtsdrehen, ganz am Körper auf die andere Seite und über den Kopf“, erklärt und zeigt Carmen Oharek mit dem Ball in der Hand den Jüngsten. Auch wenn die Bälle des Öfteren aus den kleinen Händen springen, klappt das schon ziemlich gut. Beim Pferdchensprung soll der Ball nun hochgeworfen und wieder gefangen werden. Zoe (7) ist so konzentriert auf die richtige Ausführung des Sprungs, dass sie den Ball einfach nur festhält. Melina (8) wirft und fängt gekonnt und erklärt mir auch gleich die richtigen Schritte des Pferdchensprungs: „Links, zweimal rechts, links, Sprung.“
Nebenan arbeitet Valentina (10) mit ihrer Schwester Ornella an ihrer neuen Ballübung. Jedes Mädchen hat eine eigene Betreuerin, die individuell die Übungen zusammenstellt, sie zeigt und übt. „Meine Schwester überlegt sich die Übungen und ich sage, was mir nicht gefällt.“ So einfach ist das für Valentina, während Ornella tüftelt und sich mit den anderen Trainerinnen berät.
Während die Mädchen fleißig weiterüben, zeigen einzelne nun auf dem Teppich ihre Küren mit der gewählten Musik. Lilly (9) hat sich von Alan Walker den Song „Lily“ ausgesucht und zeigt ihre Kür mit Seil vom letzten Jahr. Es ist eindrucksvoll, wie sie das Seil in die Luft wirft, fängt, um sich schlingt und wieder löst. Und doch merkt man, dass Lilly und auch die anderen Mädchen sich schwer tun – mit der Abfolge ihrer Übungen, mit der Übereinstimmung zur Musik und auch mit manchen Übungen selbst. Immerhin sind sie ziemlich aus der Übung. Und auch die neuen Küren mit dem Ball wirken noch sehr unfertig und unsicher, können die Gymnastinnen doch erst seit wenigen Wochen wieder trainieren. „Ich bin wirklich gespannt, wie wir das hinbekommen bis zum ersten Wettkampf im Januar“, so Carmen Oharek. „Die Mädchen zeigen dort zwei Küren: Seil vom letzten Jahr und die neue mit Ball. Man merkt schon, dass sie lange nicht mehr trainiert haben. Dazu kommt, dass wir derzeit nur sehr verkürzte Trainingszeiten haben.“
Schade, dass durch Corona auch hier im Vereinsleben so viel eingebrochen ist. Denn es ist etwas Besonderes, wie der Teamgeist zu spüren ist, wie so viele Mädchen mit ganzem Herzen und voller Begeisterung dabei sind – nicht nur in den Leistungsgruppen, auch in den Breitensportgruppen. Schön allerdings ist es, dass es endlich wieder weitergehen kann – wenn auch mit Einschränkungen –, bis es hoffentlich irgendwann heißt: Und dann ging Corona!
INFO:
Rhythmische Sportgymnastik, Tanz
TSV Firnhaberau, Abteilung RSG, Tanz & Ballett
Ansprechpartnerin: Carmen Oharek
Training: 1 – 3 x / Woche, in versch. Gruppen mögl.
Kosten: 6 € / Monat Vereinsbeitrag (bis 14 J.), 20 € (F)
Fotos: Angelina Blon