Weihnachtsperfektionismus oder Fest der Liebe? Wie es gelingen kann, ein Weihnachtsfest zu feiern, mit dem alle zufrieden sind.
Das perfekte Weihnachten: ein Festmahl, das allen schmeckt. Sinnvolle Geschenke, die Gefallen finden. Liebe Verwandte einträchtig unter dem festlich geschmückten Baum. Dazu besinnliche Stimmung und strahlende Kinderaugen nach einem entspannten Tag.
Doch es kommt meist anders: Die Kinder waren den ganzen Tag so aufgeregt, dass sie, bis die Bescherung endlich stattfindet, zum Umfallen müde und gereizt sind. Der Tag verfliegt im Nu mit Wohnungaufräumen und Putzen – die Zeit für Kinder und Familie fehlt. Es wird aufwändig gekocht, aber Tante und Schwiegerpapa sind unzufrieden, da es nicht das ist, was früher immer an Weihnachten auf den Tisch kam. Und auch der Christbaum ist nicht perfekt, da er Restbestand am letzten Tag des Baumverkaufs war und dazu noch völlig ungleichmäßig in letzter Minute geschmückt wurde. Und am Ende führen die Gespräche wieder auf das unliebsame Thema, an dem sich unweigerlich die Geister scheiden …
Diese Liste der unliebsamen Geschehnisse am Weihnachtsabend oder -tag kann vermutlich jeder mit persönlichen Erfahrungen fortsetzen. Dabei könnte es so schön sein! Wenn man es vielleicht einmal anders angehen würde.
Offene Absprachen schon im Vorfeld
Dass am Weihnachtsabend keine Missverständnisse aufkommen, sollten sich alle Beteiligten bereits im Vorfeld über den Ablauf klar werden. Das Wichtigste: für sich selbst wissen, was man erwartet und was davon realistisch ist. Muss es denn ein „perfektes Weihnachten“ mit allem Drum und Dran sein? So, wie es schon immer war? Oder sollte es einfach eine schöne Zeit, ein schöner Abend sein, an dem die Kinder im Vordergrund stehen und Oma, Opa, Onkel oder Tante die weihnachtliche Freude teilen? Es gilt, sich abzusprechen. Klar zu kommunizieren, was man erwartet, wie man sich das Fest und die Tage vorstellt und was für alle entspannt machbar ist.
Wer feiert wo mit wem?
Da sind die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits, Teil- und Zweitfamilien bei getrennt Lebenden und Patchworkfamilien. Es ist nicht einfach, alle unter einen Hut zu bekommen. Da gibt es Menschen, die sich nicht verstehen oder zu weit weg wohnen, um gemeinsam zu feiern. Selbst wenn man sich einig ist, wer mit wem den Heiligen Abend verbringt, ist es nicht immer einfach, zu entscheiden, wo gefeiert wird. Ein Patentrezept gibt es sicherlich nicht. Das Wichtigste jedoch ist, es so zu gestalten, wie es für einen selbst passt und nicht fremde Erwartungen zu erfüllen. Sich zunächst mit dem Partner oder der Partnerin abzusprechen und offen zu sein, hilft viel. Auch gegenüber der restlichen Familie. Denn nur dann finden sich zufriedenstellende Kompromisse und Lösungen für alle.
Das Drehbuch
Es muss nicht gleich ein minutiös durchgeplanter Zeitplan sein. Doch es hilft ungemein, wenn man sich im Vorfeld überlegt, wie Weihnachten ablaufen soll. Verwandte besuchen? Ein Ausflug mit Oma? Mittagessen mit Onkel und Tante? FreundInnen einladen?
Es muss nicht alles am Weihnachtsabend oder an den Feiertagen stattfinden. Ein adventliches Beisammensein nimmt den Weihnachtsstress und schafft zudem Vorfreude. Vielleicht lässt man das Familientreffen auch erst am Dreikönigstag stattfinden, so sind alle entspannter. Es kann auch ungemein schön sein, einen Tag nur für die eigene, kleine Familie einzuplanen: Die Geschenke in Ruhe durchsehen und bespielen, zusammen die restlichen Plätzchen verzehren oder einfach auch mal in Ruhe den Christbaum bewundern.
Genauso sollte man sich auch Gedanken darüber machen, wie der Heilige Abend gestaltet wird. Singen, Essen, Geschichte lesen, Bescherung – es gibt viele Rituale, die es wert sind, beibehalten zu werden. Doch den richtigen Zeitpunkt zu finden ist gerade mit kleinen Kindern wichtig. Vielleicht dürfen die Geschenke schon am Nachmittag geöffnet werden oder werden für den ersten Weihnachtstag aufgehoben. Und das große Festmahl wird auf einen anderen Tag verschoben, um anstelle der Vorbereitungen gemeinsame Zeit fürs Warten aufs Christkind einzuplanen.
Es kann ungemein schön sein, mit den aufgeregten, erwartungsfrohen Kindern einen Spaziergang zu unternehmen, um Moos, Stroh und andere Naturmaterialien für die Ausgestaltung der Krippe oder die Tischdeko zu sammeln, eine Weihnachts-CD laufen zu lassen und zusammen mitzusingen, Geschichten zu lesen oder, oder, oder.
Es muss nicht alles perfekt sein!
Die gemeinsame Zeit ist das Schönste an Weihnachten. Dann ist eben nicht das gesamte Haus oder die gesamte Wohnung perfekt geputzt. Es genügt, wenn das Wohnzimmer aufgehübscht ist. Selbst der Boden muss nicht tipptopp sauber sein – beim gemeinsamen Essen bröselt es sowieso, die Geschenkverpackungsschnipselchen fliegen umher. Und Schwiegermama hat eh nur Augen für die kleine Enkelin. Auch beim Festmahl gibt es Alternativen: Wie wäre es mit einem Buffet, zu dem jeder etwas beisteuert? So verteilt sich die Arbeit und es ist mit Sicherheit für alle eine passende Leckerei zu finden, wann auch immer der Hunger kommt.
Es lohnt, Alternativen zu suchen und auszuprobieren. Auch wenn sie im ersten Moment anders sind. Denn Weihnachten muss nicht perfekt sein.
Harmonisch, besinnlich, individuell – so wird es ein Fest der Liebe.
Foto: AlexMaster