Füreinander – Miteinander – Nebeneinander – Gemeinsam stark für unsere Kinder

HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 13. Januar 2021). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Nazan Simsek, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg im liesLotte-Gespräch.

Die letzten Monate waren für uns als Gesellschaft eine Herausforderung. Der Lockdown hat insbesondere die Familien und Kinder belastet. Die Stärkung von Familien und vor allem die Stärkung der Kinderrechte sind wichtiger denn je. Im Rahmen der Abwägung der Maßnahmen ist zusätzlich zu VirologInnen, Gesundheitsämtern und Behörden  die Hinzuziehung von KinderpsychologInnen, KinderärztInnen und PädagogInnen unabdingbar, wohlwissend, dass sich Kinder und Jugendliche  in der emotionalen und kognitiven Entwicklung befinden.

Zunehmend melden sich Eltern zu Wort, die gehört werden wollen. Sie wollen auf die Bedürfnisse ihrer Kinder aufmerksam machen. So wie wirtschaftliche Folgen bei der Debatte über Schutzmaßnahmen mit in die Waagschale gelegt werden, genauso müssen die Interessen der heranwachsenden Generation berücksichtigt werden. Kinder brauchen jetzt  fürsorgliche und vernünftige Erwachsene, die weder Panik schüren noch die Gefährdung abwiegeln, die kindgerechte Erklärungen geben, die unseren Kindern Angst nehmen und die kreative Ideen entwickeln, wie die kindlichen Bedürfnisse auch in Coronazeiten erfüllt werden können.

Ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland lebt laut Bertelsmannstudie in Armut – und die Coronakrise droht die Probleme zu verschärfen. Armut in Deutschland wird über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe definiert. Es gibt in der Wissenschaft zwei anerkannte Armutsdefinitionen: Gemäß der sozialstaatlich definierten Armutsgrenze gelten Kinder als arm, die in einem Haushalt leben, der Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II / Hartz IV) erhält. Nach der relativen Einkommensarmutsdefinition gelten Kinder als armutsgefährdet, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. 21,3 Prozent bzw. 2,8 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18 sind damit oft viele Jahre ihrer Kindheit von Armut bedroht. Kinderarmut hat erhebliche Folgen für die Bildung, das Aufwachsen, die Zukunftschancen, aber auch das Wohlbefinden. Kinderarmut begrenzt, beschämt und bestimmt. Viele Eltern arbeiten in Teilzeit oder als Minijobber. Vor allem diese sind nun von Entlassungen durch die Corona-Einschränkungen besonders betroffen.

Die Coronakrise verschärft damit die Armut. Jeder vierte Heranwachsende aus einkommensarmen Familien hat daheim keinen in­ter­netfähigen PC. Auch fehlt es an Raum, sich zurückziehen zu können. Es braucht jetzt schnelle, unbürokratische Unterstützung wie Aufschläge oder Zuschüsse für Computer, Internetanschlüsse oder Drucker. Persönliche und wirtschaftliche Verhältnisse dürfen nicht das Maß für Bildung sein. Dies ist Ausdruck der Bildungsgerechtigkeit.

Das „Wir“ ist nun gefragt. Ein starkes Wir bedarf der Weitsicht, die Generation der Zukunft im Blick zu behalten, sie zu stärken, zu fördern und zu unterstützen. Für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es erforderlich, dass wir miteinander besonnen und sachlich im Gespräch bleiben, uns zuhören, über Sorgen, Bedenken sprechen, füreinander da sind und helfen.

Gemeinsam stark für unsere Kinder: Füreinander – Miteinander – Nebeneinander.

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