Es ist 20 Uhr. Florian versucht seit 40 Minuten, seine einjährige Tochter Luisa zum Schlafen zu bringen. Luisa ist übermüdet. Er hat ihr ein Fläschchen gegeben, sie gewickelt, umgezogen, ein kleines Buch mit ihr angeschaut und gesungen. Aus dem Einschlaflied wurde irgendwann „Schlaf, Kindlein, schlaf doch jetzt endlich!“ Frust macht sich breit, denn er wollte nach einem anstrengenden Tag eigentlich mit seiner Frau Uta gemütlich auf dem Sofa sitzen. Jetzt wird Luisa quengelig und weint. Uta nimmt Florian die Tochter aus dem Arm und legt sich mit ihr ins Bett. Nach 20 Minuten kehrt Ruhe ein. Luisa schläft. Uta auch …
Vielen Eltern geht es in den ersten Jahren so, dass ihre kleinen Babys und Kinder nicht so schlafen, wie es für alle – für Kinder und Eltern – gut wäre. Dabei ist Schlaf so wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit. Schlafen lernen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Es ist die erste Trennung zwischen Eltern und Kind und hat Auswirkungen auf den Schlaf im späteren Leben.
Viele Eltern hoffen, dass sich das Ein- oder Durchschlafproblem später „auswächst“, aber eher ist das Gegenteil der Fall. Oft braucht das Kind die Einschlafhilfen durch die Eltern mehr und fordert sie vehementer ein, je länger sie aufrechterhalten werden. Selbst wenn das Schlafen sonst gut klappt, sind zeitweilige Störungen bei Entwicklungssprüngen und bei Krankheit normal.
Aber wann und vor allem wie können Eltern ihre Kinder gut auf dem Weg zum Schlafenlernen begleiten? Das „Schlafen lernen“ passiert im 1. Lebensjahr, wo der Säugling zunächst noch sehr von den Eltern abhängt, die ihm helfen, sich vom Wachzustand in einen Entspannungszustand runter zu regulieren. Später soll das Kind dies alleine schaffen.
Im ersten halben Jahr trinkt das Baby nachts noch, danach käme es theoretisch ohne Nahrung durch die Nacht und man muss unterscheiden, ob das Baby tatsächlich noch zusätzliche Nahrung nachts braucht oder ob das Nuckeln an Mamas Brust oder Milchfläschchen eher Beruhigungs- und Einschlafhilfe ist.
Hilfreich ist es, sich anzuschauen, wie der Schlaf funktioniert. Zwischen einzelnen Schlafphasen gibt es immer wieder Momente, in denen alle Menschen kurz wach(er) werden, um zwei Dinge zu prüfen:
- Ist meine Umgebung noch sicher?
- Ist alles noch so wie da, wo ich eingeschlafen bin?
Werden beide Fragen mit Ja beantwortet, so schläft man weiter. Zum Glück ist es für die allermeisten Kinder hier sicher. Die 2. Frage ist oft der Punkt, an dem die Eltern ansetzen können. Es geht darum, die Einschlafsituation so zu gestalten, wie es das Kind bei dem kurzen Auftauchen aus dem Schlaf vorfindet, um eine Irritation und somit ein Aufwachen zu vermeiden.
Es hilft, mit dem Kind tagsüber Möglichkeiten zur Selbstberuhigung zu üben. Das kann ein kleines Kuscheltier sein, an dem man zum Trost nuckeln kann und das auch im Bett zur Hand ist, wenn das Kind kurz aufwacht. Ein kurzes, möglichst ruhiges Einschlafritual hilft, von der Aufregung des Tages in den Schlaf zu kommen.
Feste Schlafenszeiten (auch tagsüber) geben Orientierung. Bekommen die Kinder tagsüber viel Nähe und achten die Eltern darauf, Reizüberflutung zu vermeiden, so gelingt der Übergang in die Entspannung besser. Bleiben die Eltern innerlich möglichst ruhig, so können sie ihre Kinder damit „anstecken“.
Bleibt das Ein- oder Durchschlafen dauerhaft schwierig, kann es helfen, sich Unterstützung in Form von Beratung zu holen. Damit die ganze Familie von 1000 und 1 Nacht träumen kann …
INFO:
Autorin des Beitrags:
Katja Maier, Dipl.-Sozialpädagogin (FH)
Fachfrau in der Schwangerenberatung
bei pro familia Augsburg e.V.
Tel.: 0821 / 45 03 62-0
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