Nazan Simsek, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg, im liesLotte-Gespräch über die Bedeutung von Freundschaft.
Ob Groß oder Klein: Jede:r von uns braucht Freund:innen. Soziale Beziehungen tun gut. Bereits Heinz Rühmann besang die Freundschaft mit den Worten „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“
Baltasar Gracian y Morales schrieb einst: „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen, sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“
Der Mensch, losgelöst vom Alter, ist ein soziales Wesen. Menschen brauchen Menschen für ihre körperliche, seelische, vor allem emotionale Gesundheit. Insbesondere für Kinder sind andere Kinder wichtig zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit.
Anfänglich sind diese Freundschaften noch willkürlich, insbesondere bei Kindern ab drei Jahren. Eltern kennen die Wankelmütigkeit der Kinder in dieser Altersklasse. So ist an einem Tag das benannte Kind ein:e Freund:in und am nächsten Tag kein:e Freund:in mehr. Kinder symbolisieren dies oftmals mit Daumen hoch oder Daumen runter.
Dabei bezeichnen Kinder auch ihre näheren Bezugspersonen aus dem näheren Umfeld mit Freund:in. Es wird deutlich, dass das Wort „Freund:in” mit „nett sein“ gleichgesetzt wird. Kinder lernen viel durch ihre Freund:innen. Die Definition von Freundschaft im Kindergarten ist, sich zu mögen, miteinander zu spielen.
In der Grundschule geht das freundschaftliche Miteinander über das Spielen hinaus. Kinder entwickeln ein anders Verständnis für Freundschaft, basierend auf verstehen und verstanden werden, Interessen teilen, sich auf den anderen verlassen können.
Externe Faktoren können die Entstehung von Freundschaften durchaus beeinflussen, wie zum Beispiel der Terminkalender der Eltern, die Sympathie der Eltern untereinander oder die räumliche Nähe.
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Freundschaftsbeziehung von Kindern. Insbesondere für Jugendliche ist Loyalität zunehmend wichtig: sich respektieren, sich vertrauen, sich auf den anderen verlassen können, auch gemeinsam Lachen zu können.
Freundschaften sind insbesondere für den Abnabelungsprozess des Jugendlichen von der Familie, von Bedeutung. Die sogenannte Peergroup ist eine Gruppe von nahezu Gleichaltrigen bzw. Gleichgesinnten. Diese Gruppe ist ein wichtiger Erfahrungsraum für Kinder und Jugendliche. Hier können sie im Austausch mit den anderen ihre Grenzen austesten, ihre sozialen Verhaltens-
weisen ausprobieren.
Freundschaften sind ein bedeutender Bestandteil der Entwicklung des Kindes. Hat das Kind eine sichere Bindung zu den Eltern, zu den nahen Bezugspersonen, so kann es unbeschwerter auf andere Kinder zugehen.
Tut sich das Kind schwer, auf andere Kinder zuzugehen, können Eltern es mit den Erzieher:innen zusammen bereits im Kindergarten unterstützen. Sie können das Kind loben und ermutigen, auf andere Kinder zuzugehen, sie können Kontakte fördern, indem sie sich mit anderen Eltern zum Spielen verabreden.
Freundschaften sind seit Jahrzehnten auch Gegenstand von Literatur und Wissenschaft. So haben Studien ergeben, dass Freundschaften einen Wohlfühl-Effekt erzeugen. Sie reduzieren Stress und stärken das Selbstwertgefühl, denn „Freundschaft ist, wenn dich einer für gutes Schwimmen lobt, nachdem du beim Segeln gekentert bist“, sagte einmal Werner Schneyder.
INFO:
Kinderschutzbund Augsburg
Volkhartstr. 2, Augsburg
www.kinderschutzbund-augsburg.de
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