Sisterhood: Kopf aus – Bauchgefühl an!

Grafik Sisterhood Adobe Stock Maria Skrigan

Was bedeutet es, eine Frau zu sein? Gibt es das typisch Weibliche? In dieser neuen Rubrik möchten wir uns mit dem „Frausein” in verschiedenen Facetten beschäftigen. Wir schreiben über Themen wie Frauengesundheit, Körperlichkeit, Sexualität, aber auch über Diskriminierung, feministische Gedanken und gesellschaftliche Strukturen. Wir möchten damit Frauen stärken und Gleichberechtigung weiter ins Bewusstsein von uns allen rücken.

8. Kopf aus – Bauchgefühl an!

Hier ist alles so schön sicher – sicher, zivilisiert und ohne Risiko … wirklich? ….

In unserer hochmodernen technisierten westlichen Gesellschaft sind wir umgeben von wissenschaftlichen Studien, Risikoanalysen, Sicherheitsempfehlungen, Elternratgebern. Alles sicher, aber trotzdem fühlen wir Frauen uns in der Schwangerschaft und unter der Geburt hilflos, orientierungslos und sind voller Ängste. Woher kommt das nur?

Wir gehen zur „Entbindung” in die Klinik und geben die Verantwortung auf der Türschwelle ab. Besonders in Deutschland ist die Kaiserschnittrate mit 30 % besonders hoch. Die WHO hält 15 % für angemessen. Heute heißt es in der Schwangerschaft ständig: zu groß, zu klein, zu schwer, zu leicht, zu viel, zu wenig, zu früh, zu spät, zu alt, zu jung. Ständig sind wir Mütter konfrontiert mit Risiken, Ängsten, Regeln, Routinen, Lehrbuchvorschriften, Versicherungsgedöns. Wie konnte es passieren, dass wir in nur 200 Jahren vergessen zu haben scheinen, wie Frauen seit Jahrtausenden vor uns Kinder zur Welt brachten?

Die meisten Schwangeren wünschen sich eine natürliche Geburt. Aber wie soll das gehen? Wie können wir noch ohne Angst selbstbestimmt gebären? Wie sollen wir unserem Körper vertrauen, wenn wir ihn gar nicht spüren können oder dürfen? Wie können wir uns hingeben, uns öffnen, es fließen lassen?

Zwischen all dem medizinischen Hightech fühlen wir uns orientierungslos, weil uns die Kraft und die Weisheit der Frauengemeinschaft fehlt. Ein Kreis geburtserfahrener Frauen, die altes Wissen weitergeben. Wir Frauen brauchen unter der Geburt einen geschützten artgerechten Gebärraum, der uns Sicherheit gibt. Wir brauchen Hebammen, die uns ermöglichen, die Haltungen einzunehmen, die wir unter der Geburt gerade benötigen: sitzend, stehend, hockend, hängend, kniend, lehnend, liegend – unseren ureigenen Gebärtanz zu vollführen. Wir brauchen niemanden, der uns vorschreibt, wann wir nach Lehrbuch pressen sollen. Wir brauchen mutmachende Worte, die die Zuversicht in uns stärken, dass wir die Geburt schaffen können. Und wir dürfen selbst stark sein, Selbstvertrauen entwickeln, in unseren Körper und unseren Instinkten vertrauen. Wir dürfen eigenverantwortlich handeln.

Und zwischen all den wissenschaftlichen Expertisen ist uns noch etwas verloren gegangen: unser Bauchgefühl. In der Schwangerschaft wächst ja gerade dieser Bauch und zeigt uns, wie groß das Gefühl darin ist. Erinnert euch wieder daran und hört auf dieses Gefühl im Bauch bei Fragen wie: Wie möchte ich die Bindung zu meinem Kind aufbauen? Ordne ich mich den Krankenhausroutinen unter, bei denen mir beispielsweise vorgeschrieben wird, nur alle vier Stunden zu stillen, es ständig zu wiegen – vor dem Stillen, nach dem Stillen … Oder möchte ich mein Baby nach seinem ureigenen Bedarf stillen und füttern? Was löst es in mir für ein Bauchgefühl aus, wenn ich den Empfehlungen folge und mein Baby schreien lasse?

Die Basis für eine selbstbestimmte Geburt und Babyzeit ist das Vertrauen in unsere Mutter-Instinkte und in das eigene Bauchgefühl. Wir Mütter müssen auf unser Herz hören. Wenn man spüren kann, was das Beste für uns selbst und für die Kinder ist und man darauf vertraut, dass das Richtige geschieht, dann ist eben genau das das Richtige. Viele Fragen dürfen und müssen wir uns stellen, aber die Antworten finden wir nicht im Kopf, in Ratgebern oder in den Worten von Ärzten. Wir finden Sie in unserem Herz.

Gedanken von Uta Börger

Bild: Adobe Stock, Maria Skrigan